Eine Geschichte voller Geschichten: Die Berliner Markthallen

23. Februar 2017

Berlin ist auch die Hauptstadt der Markthallen. Einst 14 an der Zahl, sind heute einige wieder so präsent in den Veranstaltungskalendern, Newslettern und Touristenführern der Stadt, dass sie als urbane Orte zu bezeichnen fast zu bescheiden klingt. Hier entstehen Trends, hier treffen sich die, die wissen wollen, was die Stadt denkt und isst, schlicht: was morgen angesagt ist! Klatsch und Tratsch und also eigentlich wie früher, oder?

Urbane Orte & Foodpolitische Hotspots
Markthallen sind heutzutage die Hotspots, in denen Food-Geschichte geschrieben wird, in denen die Berliner lernen, das Einkaufen wieder zu genießen und dabei in Kontakt mit den Produzenten zu kommen und ihr Wissen um saisonale Produkte und ihre Herstellung wieder zu erlangen: Sinnlich, zeitgemäß und gerne als Veranstaltungs-Highlight inszeniert! Sie sind Schule, Treffpunkt, Bühne, Werkstatt und natürlich immer wieder auch: Markt.

Orte, die Geschichten erzählen
Der Theologe und Wissenschaftler Philipp Konrad Marheineke und seine der häuslichen Frömmigkeit gewidmeten Thesen wären vermutlich längst vergessen, hätte man die ehrwürdige Markthalle im Berliner Bergmannkiez nicht nach ihm benannt. So aber erinnert die Halle an den in der Nähe ruhenden scharfzüngigen Protestanten.
Die Marheineke Markthalle verdankt ihre Existenz aber nicht etwa ihrem Namenspatron, sondern 22 resistenten Markthalle-Händlern. Sie waren nach russischen Luftangriffen nicht etwa in die Knie gegangen, sondern handelten in den Kellerräumen weiter. In einem jahrelangen Papierkrieg gegen den Berliner Bürgermeister Kressmann erkämpften sie schließlich den Wiederaufbau und so legte Kressmann am 26. Februar 1956 den Grundstein für das was wir heute als Marheineke Markthalle kennen und versenkte das verschnürte Paket des vierjährigen Papierkrieges gleich mit im Beton.

Das zeigt auch, das Markthallen selten am Reissbrett entstehen, sondern vielmehr kollektive, sich mit den Zeiten wandelnde Identitäten tragen. Ihre Faszination wird geschaffen von den Menschen, die dort ihr Gewerbe treiben, ob lebenslang als Berufung oder als Zwischenlösung mit einem temporären Street Food Stand. Mitentscheidend sind aber auch die Besucher, die wiederkehren und mit ihren sich wandelnden Bedürfnissen von Frische und Ehrlichkeit über Nostalgie und Besonderheit bis zu Happening und Innovation.

Schutzheilige & Prozessbegleiter
Markthallen können nicht nur Luftangriffe, sondern auch sich verändernde Einkaufsgewohnheiten und Profitgier zur Gefahr werden. Nicht selten und nicht ohne Grund stehen unsere Markthallen daher unter Denkmalschutz. Denn mit den sich wandelnden zeiten und Bedürfnissen kommen gerne nachlassende Erträge oder auch massive bauliche Veränderung, die zwar den Zeitgeist treffen mögen, aber nicht selten früher oder später bereut werden. Daher ist es unerlässlich, das Markthallen nicht nur behördlichen Schutz, etwa durch das Landesdenkmalämter unterstehen, sondern weitsichtige, erfahrene Begleiter an der Seite haben.

Brands & Places ist stolz darauf, die Arminiushalle in Berlin-Moabit begleiten und behutsam weiterentwickeln zu dürfen. Eine Markthalle, die so viel mehr als nur ein Markt ist, aber eben auch das: Ein täglicher Markt mit Obst und Gemüse, Mittagsangebot und regionalen Produkten, mit gutem Wein und verlässlicher Qualität. Ein urbaner Ort, an dem sich tagtäglich Schicksale kreuzen, Alltag zum Genuss wird, Lebensmittel ein Gesicht bekommen. Eine Geschichte, die sich täglich fortschreibt.

Eine Arbeit, die herausfordert und bereichert. Dabei setzen wir uns täglich mit aktuellen Trends und Forschungsergebnissen auseinander, suchen und finden neue Partner und Möglichkeiten, die Halle immer wieder neu und anders zu inszenieren, heute zum Beispiel laden wir zur 10. Langen Nacht der Weine, bei der sich Winzer mit ihren Weinen präsentieren und so den Markttag um einige Stunden verlängern: Bis in die Nacht darf heute getrunken und gegessen werden, denn was die Arminiushalle gastronomisch zu bieten hat ist allerhand und heute natürlich ebenfalls am Start?

Wir freuen uns auf Sie!

Spannende Projekte
Neu in Betrieb genommen worden sind übrigens 2016 die Markthallen in Bern und die Markthalle Acht in Bremen. Ein Besuch lohnt sich!

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