Die Superpower eines Restaurants? Der Service!
Von den Service-MitarbeiterInnen im Restaurant hängt es maßgeblich ab, ob wir uns als Gast wohlfühlen oder nicht. Die Kombination aus Atmosphäre, Gastlichkeit und Genuss schafft einen gelungenen Abend – dabei spielt alles ineinander, egal, ob wir eine Kneipe, ein Restaurant oder ein Sterne-Lokal besuchen.
Wenn es gelingt, dass sich die Gäste wohl und willkommen fühlen, das wissen wir als private wie als professionelle GastgeberInnen, dann ist das mehr als die sprichwörtliche „halbe Miete“. Oft entscheiden die ersten Minuten, die Ansprache, Aufmerksamkeit, ein freundliches Lächeln und der Blick in die Augen, Einfühlungsvermögen für das erste Gesprächsthema und dann der richtige Tisch, ein erstes Getränk, eine grobe Orientierung und eine Einführung in den Abend. Oft kommen Gäste mit bestimmten Erwartungen, die es zu erfüllen gilt – ein Versprechen, das gehalten oder eine Tradition, die bestätigt werden möchte.
Man muss Menschen mögen
Man muss Menschen mögen, man muss es mögen, anderen ein gutes Gefühl zu geben, andere Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ihnen eine Bühne, ein denkwürdiges Erlebnis zu ermöglichen. Aber guter Service ist keine Frage des Talents, es ist etwas, das sich lernen lässt. Immer wieder neu dazuzulernen, sich auf andere Menschen und ihre ganz eigenen Bedürfnisse einzustellen ohne eigene Werte zu verleugnen, ist die hohe Kunst. Denn die Qualitäten und Ansprüche an an Gastgebende unterliegen immer auch dem Zeitgeist, vergangenes Know-how kommt auf neue Weise zurück, Traditionelles erfährt eine Renaissance und trägt dazu bei, dass die Service-Mitarbeiter*innen durch Wissen sowie Fertigkeiten für positive Erlebnisse sorgen können. Eine große Rolle spielen Details, kleine Aufmerksamkeiten können den großen Unterschied machen und sind nicht selten Ausdruck von regional oder sogar lokal geprägter Kultur. Was für den einen unerlässlich, ist für den anderen schon ein Affront, das beginnt bei Zeiten für Mahlzeiten und Pünktlichkeit, beinhaltet Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale und endet noch lange nicht bei den Tischmanieren. Dazu kommen dieser Tage Kriterien der Nachhaltigkeit oder der Inklusion und Diversität.
Hier entsteht, so lässt sich vermuten, in Zukunft noch viel spannender Spielraum für den Service-Beruf sowie die ein oder andere Herausforderung. Da tut es gut, dass es Auszeichnungen wie den Service-Oskar gibt, der die Aufmerksamkeit von den Restaurant-Besitzern, den Köchen und Konzeptern, den Beratern und Innovatoren hin zu denjenigen lenkt, die die Gäste in Empfang nehmen und über den gesamten Aufenthalt hin versorgen: den Kellnern und Kellnerinnen, die den Service für sich entdeckt haben und dafür sorgen, das wir als Besucher und Gäste eine gute Zeit haben, das unsere Anliegen gehört und verarbeitet werden, das unsere Unverträglichkeiten in der Küche ankommen, das wir das gute Gefühl haben, willkommen zu sein.
Der Preis für Grosse Gastlichkeit 2023
Service-MitarbeiterInnen haben beim Preis für Grosse Gastlichkeit seit 2010 in einmaliger Art und Weise die Möglichkeit, ihre Freude an diesem vielseitigen und interessanten Beruf Ausdruck zu verleihen. Sie sind damit auch Vorbild und geben Orientierung für Jugendliche, die sich beruflich orientieren. Welche Maßstäbe aber legt man an, woran bemisst sich Service-Qualität, welche Fachkompetenzen, welche persönlichen Kompetenzen, welches Maß an Erfahrung, welche Teamqualitäten kommen zum tragen? Ist es noch zeitgemäß, individuelle Leistungen zu bewerten oder spielt das Team die tragende Rolle? Geht es noch, und wenn ja in welchem Ausmaß um das fachgerechte Zerlegen eines Stück Fleischs, sind alkoholische Getränke zentral, welche Rolle spielen Fremdsprachenkenntnisse? Und interkulturelle Souveränität?
Als Kulturwissenschaftlerin und Projektentwicklerin bin ich gespannt, wie sich der Beruf in den kommenden Jahren weiterentwickelt, welche Rollenprofile sich ausdifferenzieren und welches Verständnis von Gastlichkeit. Die Kunst des Gastgebens hingegen, davon bin ich ziemlich überzeugt, bleibt eine, die uns nicht nur, aber natürlich gerade im Gastgewerbe gut zu Gesicht steht. Und um sie zu entwickeln, ist elementar, das wir ihr Aufmerksamkeit schenken und immer wieder einladen zu Perspektivwechsel und Austausch mit Gästen, Gastgebenden, Erfahrenen Gastgeberinnen und Quereinsteigern, Jugendlichen und Berufseinsteigerinnen.