Sailing the Wind of Change: IHK-Tourismustag Oberlausitz 2019
Die Digitalisierung ist auch Tourismus angekommen und stellt die Branche vor enorme Herausforderungen. Vor dem Hintergrund neuer E-Commerce-sowie E-Marketing-Ansätze, neuer Akteure und struktureller Herausforderungen findet sich eine heterogene Gruppe an Anbietern von Destinationen, über Hotelliers, Reiseanbietern, Gastronomen und Destinationen. Gemeinsam mit einer Gruppe Tourismus- und Event-Management-Studierender der privaten EBC-Hochschule in Berlin untersuchen wir im Sommersemester Handlungsmöglichkeiten und Wertschöpfungskette im Tourismus.
Dass sich dieses Unterfangen nicht an einer Station abhandeln ließ, lag auf der Hand. Digitalisierung ist für eine Branche in ihrer Gesamtheit, für jedes Unternehmen und für jeden Unternehmer zunächst eines: Eine Veränderung. Veränderungsswünsche und -bedarfe können Angst machen, sie können aber auch aktiv gestaltet werden. Wir begannen dort, wo jeder Veränderungsprozess Anlauf nehmen könnte: Bei den Menschen, die für, in und mit einem Unternehmen arbeiten.
Station 1: IHK-Tourismustag Oberlausitz in der Landskron Brauerei Görlitz
Autoren: Daniela Piqué und Carolin Lagrange, EBC-Studierende
“Am 20.03.2019 stand der diesjährige IHK Tourismustag in der Kulturbrauerei Görlitz unter dem Wertewandel im Arbeitsleben der Generationen Y und Z. Zukunftsorientierte Ansätze wurden vorgestellt und diskutiert, die Unternehmen zu einem attraktiven Arbeitgeber machen.
Matthias Schwarzbach von der IHK Dresden betonte in seiner Eröffnungsrede den zunehmenden Fachkräftemangel und die Digitalisierung als größte Herausforderung für den Tourismus in Deutschland. Schwarzbach legte sehr interessante Fakten dar, so z.B. dass jeder zehnte Betrieb weiter wachsen will, doch jeder zweite Betrieb offene Stellen nicht besetzen kann.
Prävention? Weiterbildung!
Axel Klein von der DEHOGA Sachsen trat als zweites auf die Bühne und stellte dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen als Folge der Auswirkungen des demografischen und strukturellen Wandel drei Ansatzmöglichkeiten zur Prävention zur Diskussion:
1. Steigerung der Produktivität durch Bürokratieabbau und Arbeitszeitflexibilisierung
2. Gewinnung neuer Fachkräfte
3. Weiterbildung
Zur Konkretisierung nannte er einige bereits implementierte Programme, die z.B. Jugendliche für den Beruf des Kochs zu begeistern suchen, wie etwa Europa Miniköche, Azubi Dinner, Azubis aus Vietnam oder die DEHOGA Talententwicklung.
Junger Mann zum Mitreisen gesucht, ODER: Gelingt es uns Führungskräften unsere Mitarbeiter emotional mitzunehmen?
Der Impulsvortrag von Organisationsentwickler Thomas Pütter fokussierte sich auf Unternehmenskulturen und Mitarbeitergewinnung in den Zeiten von Generation Y und Z. Der Wake-Up-Call: 71% der Deutschen Arbeitnehmer sind wechselwillig . Sein Ansatz: Klare Betriebsstrukturen, Führung 4.0 und Selbstmanagement der Führungskräfte sowie Mitarbeiterbindung und Fachkraftrekrutierung. Im Einzelnen empfahl er:
1. klares Organigramm,
2. Verantwortungsbereiche & Zuständigkeiten
3. Führungskräfte Entwicklung
4. effiziente Meeting- Struktur
5. Mitarbeitergespräche 2.0
6. Talentförderung
7. Leitbild & Unternehmensvision
8. Jahreszielplanung
Als weiteren Baustein bei der Mitarbeiterbindung führte Thomas Pütter interne Rituale an. Letzter Punkt vor der Mittagspause Anschließend definierte er die drei Positionen: Fachkraft, Manager und Unternehmer.
Wo Veränderungsprozesse da Stakeholder: Von Fan bis Widerstandskämpfer, sie alle lassen sich bei den meisten Veränderungsprozessen leicht identifizieren und strategisch in den Prozess einzubetten:
1. Visionäre
2. Fans
3. Positive Mitmacher
4. abwartende Skeptiker
5. Bremser
6. Hecken schützen
Unternehmensführung? Gestaltung von Veränderung(-sprozessen)!
Um Mitarbeiter zeitgemäß zu rekrutieren, in das Unternehmen einzubinden, zu entwickeln, zu fördern, zu motivieren oder zu entbinden ist nur einer der Veränderungs-Prozesse, die ein Unternehmer heute tagtäglich gestaltet. Er tut gut daran, entsprechend Prozesse und eine Veränderungskultur zu implementieren und eigene, interne wie externe Erwartungen zu kennen und zu einzubinden.
Rechts? Links? Wo liegt nochmal Norden? Innerhalb von Veränderungen kann man durchaus mal die Orientierung verlieren, bevor man jedoch dazu auffordert zu folgen, sollte man sich über das Ziel sicher sein und seinen Kompass eingenordet haben.
Zwischendurch berichteten zwei sächsische Gastgeber in einem moderierten Panel über ihre Erfahrungen mit Veränderungsprozessen sowie Risiko- und Erfolgsfaktoren. Eine davon war Carola Arnold, welche die Kleene Schänke – Koch- und Kulturwirtschaft in Oberlausitz leitet. Sie veranstaltet mit ihren Mitarbeitern und Gästen Koch- und Floristik-Workshops, um persönliche Beziehungen Raum zu geben und zu festigen. Sie hat ihre Mitarbeiter als beste Botschafter ihres Betriebs erkannt und betont, wie wichtig es ist, Stärken und Schwächen bei Mitarbeitern zu erkennen und insbesondere an den Stärken zu arbeiten, um das Potenzial gemeinsam zu entwickeln. Flexible Arbeitszeiten stellen eine gute Möglichkeit dar, um auf die Mitarbeiter einzugehen.
Insgesamt hat uns der Tag in Görlitz sehr gut gefallen und wir konnten sehr viel mitnehmen. Es war sehr interessant einen tieferen Einblick in die Herausforderungen für Unternehmer der Branche zu bekommen.
Schlussendlich hatten wir das Glück mit Herrn Pütter persönlich zu reden und ihm für seinen Vortrag zu danken. Nachmittags blieb sogar Zeit, die schöne Stadt Görlitz zu besuchen!
Wer dieses Jahr nicht persönlich vor Ort sein konnte, hat die Möglichkeit, sich mit diesem kurzen Film (Youtube) auf das nächste Jahr zu freuen: 2020 steht die Digitalisierung mit ihren Chancen und Risiken, Tools und Akteuren im Zentrum des IHK Tourismustag Oberlausitz!