Transformationsdruck? Gönn dir die Power von Communities!

16. April 2024

Community, oder deutsch Gemeinschaft, ist eines der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konzepte der Stunde. Es taucht nicht nur in den Selbst- und Fremdbeschreibungen von impact-getriebenen, diasporischen oder digitalen ›Communities‹, von Subkulturen und Fangemeinden auf, nein, die Sehnsucht nach Community treibt auch Unternehmen und ihre Management-Boards um.

Die Sehnsucht nach Community und Gemeinschaft

Die Sehnsucht nach Community und Gemeinschaft findet sich in der etablierten politischen Rhetorik ebenso, wie in den Kommentarspalten auf Social Media, bei den Klima-AktivistInnen genauso wie bei den traditionellen Gewerkschaften – und in den Strategie von Unternehmen. Communities werden sich in den HR-Abteilungen zu Themen wie Leadership und Employer Branding, im Business Development zu Innovation oder Marketing, oder bei Querschnittsthemen wie Digitalisierung, Krisen-Resilienz oder CSR gewünscht. Hier vielleicht besonders deutlich, denn der gemein(sam)e Wohlergehen, der Common Purpose ist gleichzeitig die Leitfigur von Sozial-UnternehmerInnen und Gemeinwohl-ÖkonomInnen, und steht bei Fußballtrainer:innen und StiftungsgründerInnen, in der Provenienzforschung und beim im World Economic Forum in Davos hoch im Kurs.

Aber warum eigentlich? Woher rührt diese Sehnsucht nach Ent-Einzelung?

Was macht eine Community aus? Und wo wird die Power der Community für Unternehmen interessant?

Was macht eine Gemeinschaft oder eine Community aus? Wie und durch wen werden sie begründet? Welchen Bedarfen trägt sie Rechnung? Wen spricht sie an, wen schließt sie ein, wen aus? Und welche politischen, ethischen, sozialen und unternehmerischen Praktiken sind in sie eingelassen? Welchen Zielen fühlen sich ihre Mitglieder verpflichtet? Woran lässt sich der Erfolg messen?

Immanuel Kant entwickelte seine Philosophie der Aufklärung aus anderen Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Sie haben es in sich diese vier Fragen und sie führen zu unserer zentralen Frage: Wie wird aus einem Einzelnen eine Gemeinschaft? Was lässt mich in einer Gemeinschaft zugehörig und damit zuhause fühlen?

Hier kommt der Gemeinsinn als Ortungsorgan zwischen den Menschen ins Spiel: Er schafft die Verbindung zwischen den einzelnen Menschen in Form einer Beziehung zwischen zwei Gleichen. Der Gemeinsinn stellt sicher, dass wir uns als Teil der Weltengemeinschaft, Teil einer Wertegemeinschaft verstehen. Dieses Ein-Verständnis gibt Halt, gerade in diese aktuell so herausfordernden Welt. Bourdieu, ick hör dir trappsen? Aber hallo, Bourdieus Konzepte des Habitus, des Sozialkapitals, der kleinen Unterschiede auf Grundlage eines sich kollektiv bildenden (Klassen-)Geschmacks, der jeden individuellen Gusto außer Kraft setzt, gründet genau dort. Auch Taktgefühl, Schicklichkeit und Moral knüpfen im Gemeinsinn an. Und natürlich das gute Gefühl, nicht alleine zu sein.

Das gute Gefühl, nicht alleine zu sein, ist mehr als ein Gefühl

Spoiler alert: Das gute Gefühl, nicht alleine zu sein, ist mehr als ein Gefühl, es ist Trigger und Grundlage für gemeinnütziges Engagement und gemeinsames Wirken zugleich. Und, so die These: für erfolgreiches Unternehmertum. Unternehmen ziehen ihre Existenzgrundlage ja unter anderen daraus, dass Menschen an sie glauben. Der Podcast “Mission Control” von Florian Kondert adressiert Führungskräfte und Unternehmer:innen im Bereich strategischer Kommunikation. Er behandelt zentrale Fragestellungen und Herausforderungen in Unternehmen, definiert kritische Erfolgsfaktoren und adressiert ihre Fähigkeit zu Adaption und Transformation, und allen voran Kommunikation und Kollaboration mit ihren Stakeholdern.

Kommunikation war – und wird immer mehr das Nadelör jeder Vision, Mission, Strategie und ihrer Umsetzung, egal ob in stabilen Zeiten oder während der Transformationsphasen. In der Theorie keine neue Erkenntnis, in der Praxis unterschätzt – und oft ein gewichtiger Grund, warum die Übersetzung zwischen Vision und Umsetzung nicht funktioniert.

In den vergangenen Monaten war ich drei Mal zum Trend-Thema Community, zum Aufbau von tragfähigen Beziehungen und Netzwerken und der Rolle von Gemeinschaft im Unternehmer:innenalltag zu Gast im Podcast von Florian Kondert, abwechselnd mit u.a.

Und nach der dritten Folge dachte ich, ich drehe den Spieß um, und statt Fragen zu beantworten frage ich Florian zu seinem Podcast-Konzept. Und dann interessierte mich natürlich, warum Florian explizit meine Themen dabei haben wollte, woran er das Interesse und die Relevanz von Communities für die Führungskräfte und CEOS von Unternehmen und Organisationen festmacht. Schönerweise fand Florian die Idee gut und tauschte für drei Fragen die Rollen. Et voilà:

Lieber Florian, Du hast deinen Podcast gestartet mit einer Riege von ausgesuchten Gesprächspartner:innen. Was hat es mit Mission Control auf sich, magst du mir das Konzept kurz vorstellen?

Ich darf seit vielen Jahren immer wieder hinter die Kulissen großer Organisationen blicken, besonders in den Feldern Kommunikation, Leadership und Transformation. Entscheider*innen navigieren in diesen Bereichen basierend auf kuratierten Vorüberlegungen und oft unterkomplexen Heuristiken, weil immer wenig Zeit und manchmal nicht genug Wissen da ist. Mit dem Podcast Mission Control und durch die Auswahl meiner Gäste will das Spotlight auf Aspekte bringen, die vielleicht im Alltag zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Ziel ist letztlich eine verbesserte Entscheidungsfähigkeit und ein besseres Verständnis für Themen, die in ihrer Wirkung und Relevanz vielleicht unterschätzt werden.

Lieber Florian, mit welchem Hintergedanken hast du unser Thema als eines der zentralen ausgewählt?

Kommunikation, Leadership und Transformation sind für mich wie das mythische Bermuda-Dreieck. Die Chancen stehen für viele nicht unbedingt gut, wenn es darum geht, sich erfolgreich darin zu bewegen. Ich zähle unsere in den Episoden diskutierten Themen zu den wesentlichen Bestandteilen, wie es dennoch oder mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit gelingen kann. Denn wenn die etablierten Strukturen nicht halten, die gelernten Dogmen keine Antworten liefern, Unsicherheit dominiert, etc. braucht es Akteure, die sich davon nicht beeindrucken lassen. Und das gelingt nur, wenn die Rahmenbedingungen dafür existieren. Die Möglichkeit dafür liefern Communities (of Practice). Um dieses Potenzial für Organisationen aber zu nutzen, gibt es Gesprächsbedarf und ein besseres Verständnis. Das wollte ich in unseren Gesprächen liefern. Abgesehen davon – ich genieße schlicht Deine differenzierte Sicht auf viele meiner Fragen 😉

Welche 3 Aha-Erlebnisse nimmst du aus unseren mittlerweile 3 Podcastfolgen/Gesprächen mit? 

  1. Communities in Organisationen können ein echter Resilienz-Lieferant sein, gerade in turbulenten Zeiten, weil sie eine Qualität von Verbindlichkeit und Verbundenheit mit sich bringen, welche die formale Struktur einer Organisation nicht bieten kann.
  2. Es geht immer mehr in Richtung Netzwerkökonomie. Wenn das gelingen soll, müssen Organisationen neue Beziehungskompetenzen entwickeln und sich profilieren können. Und das geht nicht auf dem Papier, sondern durch Verhandeln und Entwickeln der kollektiven Identität der Organisation. Dafür wiederum braucht es die Dynamik in Communities.
  3. Communities sind möglicherweise die einzigen (metaphorischen) Orte, wo das Verlernen und Neulernen im organisationalen Kontext wirklich gut und ohne Gefahr gelingt. Und solche Orte sind dann wesentlich, wenn wir mit alten Antworten an Grenzen stoßen.

Der Podcast Mission Control findet sich übrigens überall da, wo es Podcasts gibt, unter anderem hier und da lässt sich einiges über Communities und ihr Potenzial für Unternehmen lernen. Bei weiterführenden Fragen stehe ich natürlich aber auch gerne persönlich zur Verfügung.

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